Da Vietnam ein sehr langgezogenes Land ist, bereist man es entweder von Norden nach Süden oder Süden nach Norden. Für uns war der Flug nach Saigon im Süden viel günstiger, aber aufgrund des Wetters wollten wir im Norden anfangen. Also sind wir nach nur einem Tag in Saigon mit einem günstigen Inlandsflug weiter nach Hanoi.
Während mich Saigon bzw. Ho Chi Minh City nicht wirklich überzeugt hat, war ich in Hanoi vom ersten Moment an verliebt. Die vielen kleinen Straßen der Altstadt haben eine ganz besondere Atmosphäre, außerdem ist es lustig, dass es in jeder Straße immer nur eine Sorte von Ware zu kaufen gibt. Es gibt die bekannte Seidenstraße mit ihren Schneidern und den vielen schönen Stoffen. Aber es gibt zum Beispiel auch eine Straße in der nur Zwiebeln verkauft werden oder eine mit Sattlern für die ganzen Roller oder eine mit langen Holzleitern (die fand ich am lustigsten).
Da wir zur Weihnachtszeit dort waren, gab es sogar eine lange Straße mit lauter Weihnachtssachen. Leider eher nicht die europäische Vorstellung davon, sondern lauter überladene und kitschige Sachen. Solche Sachen gab es dann auch in den Restaurants und Hotels zu sehen. Weiß-silberne Glitzergirlanden, leuchtende Rentiere und bunte Lichterketten sind wohl die Vorstellung der Vietnamesen von Weihnachten. Mich hätte unheimlich interessiert, was es in dieser Weihnachtsstraße zu kaufen gibt, wenn es nicht Weihnachten ist.
Spannend in Hanoi war auch, dass es in der Altstadt keine Bürgersteige gibt. Oder wenn es welche gibt, dann werden die einfach anders genutzt. Es gibt unheimlich viele Straßenstände mit Essen, deren Besitzer dann den Bürgersteig mit bunten Plastikstühlen beschlagnahmt haben. Oder es parken einfach Unmengen von Rollern auf dem Bürgersteig. Oder dort sind die Stände eines Geschäfts oder andere Verkäufer, auf jeden Fall sind sie voll. Dadurch läuft man eigentlich ständig auf der Straße, zusammen mit den tausenden Rollern, die in dieser Stadt zu jeder Tageszeit unterwegs sind und alles mit ihrem ständigen Hupen erfüllen. An sich ist Hanoi dadurch sicher keine entspannende Stadt, eher im Gegenteil. Aber das macht gar nichts, weil es einfach so anders und aufregend ist, dass man auch ohne Entspannung sofort mit dem Kopf weit weg von daheim ist.
Wunderschön fand ich auch die Mischung aus verschiedenen Gebäuden. Einerseits schöne alte Kolonialgebäude und Tempel, andererseits riesige, schnell hochgezogene Hochhäuser und Geschäftsgebäude mit Leuchtreklame. In dieser Stadt trifft Tradition auf Moderne, wie ich es noch an keinem anderen Ort erlebt habe. Viele Vietnamesen scheinen auch unbedingt ihr Englisch verbessern zu wollen. Darum wird man oft einfach von Fremden angesprochen, ob sie sich dazu setzen dürfen und sich unterhalten um eben Englisch zu lernen. Sogar kleine Kinder werden von ihren Eltern dazu angestiftet auf Touristen zu zugehen und zu fragen woher sie kommen. Das war anfangs etwas seltsam. ist aber doch ziemlich harmlos 🙂
Lustig ist auch, dass das Leben draußen stattfindet. Zu jeder Tageszeit essen Leute auf dem Bürgersteig oder sind unterwegs von einem Ort zum nächsten. Auch Sport macht man auf der Straße, an einem der frei zugänglichen Outdoor-Fitnessstudios, die aus Sportgeräten in Parks bestehen, oder einfach am Hoan Kiem See, dem großen See inmitten der Altstadt, in dem angeblich eine Schildkröte wohnt. Übrigens kommt es einem auch so vor, als ob an diesem See einfach jedes vietnamesische Pärchen seine Hochzeitsfotos macht, da alle zwei Meter ein Hochzeitsshooting stattfindet.
Neben der Altstadt gibt es in Hanoi noch das etwas schickere französische Viertel und das Viertel bei der Zitadelle und dem Westsee zu sehen. Beide sind schön für kurze Tagesausflüge, die quirlige Altstadt ist aber einfach am aufregendsten und ich würde jedem empfehlen, hier ein Hotel zu nehmen.
Am allermeisten überzeugt hat mich in dieser Stadt aber das Essen. Es ist einfach köstlich! Ich liebe vietnamesisches Essen und finde es auch soviel abwechslungsreicher als beispielsweise die thailändische Küche, wo ich gefühlt immer nur Curry gegessen habe. Es gibt viel frisches Gemüse, leckere Reisnudeln, abwechslungsreiche Soßen und verschiedene spannende Kräuter. In Hanoi sind mir besonders große Unterschiede bei den Restaurants aufgefallen. Es gab entweder das Straßenessen von den Ständen oder „richtige“ Restaurants, wie man sie von daheim kennt, die dann aber gleich wieder sehr viel teurer sind. Das beste Essen hatten wir in einem Straßenstand, der Tische im Hauseingang dahinter hatte. Die Tische waren einfach entlang der Wand aufgestellt, nicht abgewischt und ich saß zwischen einer überquellenden Mülltüte und einem brummenden, altersschwachen Kühlschrank. Wir hatten Bun Bo Nam Bo, Reisnudeln mit Rindfleisch, Salat, Sojasprossen, der leckeren Fischsoße und Erdnüssen für ungefähr 80 Cent. Es war so köstlich!
Super fanden wir auch Banh Mi, ein Baguette, dass es an Straßenständen gibt und das mit verschiedenen Soßen, einer Art Leberpastete und Schweineschwarte belegt wird. Klingt eigentlich nicht so lecker, war aber einfach der Wahnsinn!
Einmal haben wir auch in einem offenen Restaurant gegessen, in dem es BBQ gab, dazu wurde eine Art Tischgrill vor uns gestellt und eine Schüssel mit rohem Fleisch in Soße und mit Gemüse. Das ganze Restaurant sah so aus, als ob man auf jeden Fall krank werden würde und an der Wand hingen lauter Zettel von ehemaligen Besuchern, auf denen Dinge standen wie: „Take the risk and you will be in foodheaven!“ Wir sind das Risiko also eingegangen und dieser Besucher hatte einfach Recht: Das Essen war unglaublich köstlich! Krank waren wir übrigens danach auch nicht 😉
Lustig ist auch der vietnamische Eggcoffee, ein Kaffee mit süßer Kondensmilch und Eischnee (aber vom ganzen Ei, nicht nur Eiweiß) oben drauf. Klingt seltsam, ist aber auch total gut.
Da ich jetzt so viel vom Essen geschwärmt habe, hier noch meine Tipps, wo es sich absolut lohnt:
- Banh Mi 25, dort gibt es die leckeren Sandwiches für unsagbar günstig und dazu kostenlos Tee und Bananen (25 Hang Ca)
- Bun Bo Nam Bo, das Straßenrestaurant mit diesem Gericht ist nicht schön, aber dafür umso leckerer (67 Hang Dieu)
- Green Mango, ein etwas schickeres Restaurant, für alle die sich an das Straßenessen noch nicht herantrauen (18 Hang Quat)
- The little Hanoi, schönes Restaurant in der Altstadt, sehr lecker, aber auch etwas teurer (23 Hang Gai)
- Cafe Pho Co, hier gibt es eine tolle Dachterrasse mit Blick über den Hoan Kiem See und leckeren Eggcoffee, allerdings führt der Weg dort hin durch einen Klamottenladen (11 Hang Gai)
- Kalina Cafe, süßes Cafe beim Hoan Kiem See (2 Ba Trieu)
- Pho 10, Suppenladen mit der bekannten vietnamesischen Pho Suppe, immer voll, also möglichst gleich zur Öffnung da sein (10 Ly Quoc Su)
Leider weiß ich nicht mehr, wie das BBQ Restaurant hieß, aber falls ihr es findet und an den Zetteln erkennt, dann gebt Bescheid und es wird ergänzt!
Jetzt wünsch ich euch noch einen schönen Sonntag und hoffe, ich konnte ein bisschen Fernweh lindern mit den Bildern!
Alexa
Das Warten hat sich gelohnt! Ein toller Bericht und schöne Bilder ???
Liebe Alexa,
mir ging es so wie dir: Saigon hat mich überhaupt nicht überzeugt…aber Hanoi war und ist einfach wunderschön. So atmosphärisch, quirlig, bunt und sympathisch.
Und das Essen….jaaaaa..da sagst du was. So gut und abwechslungsreich habe ich noch nie irgendwo gegessen. Vietnam war ein reines Schlaraffenland für mich. Obwohl wir 3 Wochen da waren, haben wir längst nicht alles essen können, was so angeboten wird.
Ich habe dazu auch einen Beitrag geschrieben…zu Tisch in Vietnam.
Wir wollen eventuell nächstes Jahr nochmal kurz nach Vietnam und dann werden wir definitiv in einen von deinen (Straßen) Restauranttipps einkehren 🙂
LG Janine
Liebe Janine,
freut mich dass du auch so gute Erfahrungen gemacht hast mit Hanoi und dem vietnamesischen Essen! Ich hätte wirklich noch einige Wochen mehr dort bleiben können ohne das deutsche Essen zu vermissen! In Thailand war das gar nicht so. Vielleicht findest du ja mein Hot Pot Restaurant, von dem ich nicht mehr wusste wo es ist, wenn du wieder in Vietnam bist! Ich wünsch dir auf jeden Fall schon mal ganz viel Spaß und guten Appetit! 😉
LG Alexa
Ach…in so nem Hot Pot Restaurant waren wir auch…allerdings gab es da Fisch. Das war ein tolles Erlebnis… 🙂
Das ist ja interessant, das dir das Essen in Vietnam besser als in Thailand geschmeckt hat…hab es von einigen schon andersrum gehört…aber ganz ehrlich…ob ich jemals irgendwo besser essen werde als in Vietnam? Schwer vorstellbar 😀
[…] Landschaften und vor allem superleckerem Essen! Ein paar Eindrücke und Erzählungen über Hanoi und Sapa hab ich ja schon mit euch geteilt. Heute möchte ich auch unser Lieblingsgericht mit euch […]
[…] unserer Tour durch den Norden Vietnams, also Hanoi, Sapa und die Halongbucht, ging es weiter nach Hue. Das ist die ehemalige Kaiserstadt und wirklich […]
[…] über meine letzte große Reise, nämlich Vietnam, schon recht viel berichtet habe (hier zu Sapa, hier zu Hanoi, hier zur Kaiserstadt Hue und hier zum schönen Hoi An) und Vietnam nicht unbedingt für Kuchen […]
[…] einfach und die vier Wochen in Vietnam waren wirklich wunderschön. Ich habe euch schon von der quirligen Hauptstadt Hanoi im Norden berichtet, die ganz ohne Bürgersteige auskommt und auch von den Wanderungen, die man in Vietnams […]
[…] die Stimmung und das leckere Essen! 3 – 4 Tage könnt ihr hier gut einplanen. Genauer berichtet habe ich hier schon mal. Anreise: Wahrscheinlich kommt ihr sowieso entweder hier oder in Hoh Chi Minh City im […]
[…] in Hanoi: Banh Mi […]