Warum der angeblich schwerste Aufstieg meines Lebens doch nicht so schwer war und wer der komische Mann in der Maske ist.
Der große, schneebedeckte Vulkan Villarrica ist das Erste, das uns ins Auge sticht, als wir Pucon nach einer schlaflosen Nacht im Nachtbus erreichen. Beeindruckend groß und strahlend weiß leuchtet er da am Horizont und ist von überall in der kleinen Stadt aus zu sehen. Wir hatten vor der Ankunft schon Berichte über die Vulkanbesteigung gelesen und wie anstrengend sie sein soll. In einem Bericht hatte ich sogar gelesen, dass einige es nicht bis oben schaffen und jemand wohl angefangen hat zu weinen, darum war ich ziemlich aufgeregt und auch ein bisschen ängstlich. Ich hatte außerdem gelesen, dass man den sechsstündigen Aufstieg durch eine Fahrt mit dem Skilift abkürzen kann. Als uns dann schon bei der Buchung gesagt wurde, dass der Lift zur Zeit nicht in Betrieb ist, wurde die Nervosität noch ein bisschen mehr. Doch auch die Vorfreude, denn wir bekamen Videos vom Abstieg gezeigt. Man geht den Berg nämlich nicht einfach wieder runter, sondern fährt auf einem kleinen Plastikschlitten! Das sah nach unglaublich viel Spaß aus.
Schon am Abend vor der Tour wurden wir im Büro unseres Touranbieters ANTÜ, den ich nur empfehlen kann, mit allem ausgestattet was wir brauchten. Wir bekamen Windjacken, wasserfeste Hosen, Gasmasken, Steigeisen, den Slider, einen Helm und auch Schuhe. Das war der nächste Punkt, der mit ein bisschen Sorgen bereitete: mit anderen Schuhen eine so lange Wanderung machen? Ob man da nicht sofort überall Blasen bekommt und der restliche Aufstieg die reine Qual wird? Aber es hilft nichts, unsere halbhohen Trekkingschuhe sind für den tiefen Schnee nicht geeignet.
Am nächsten Morgen machen wir uns dann alle auf den Weg zum Vulkan. Wir sind elf Teilnehmer und vier Guides. So kann die Gruppe auch in langsame und schnelle Teilnehmer aufgeteilt werden, bzw. besteht auch die Möglichkeit, einzelne Teilnehmer bei Bedarf nach unten zu bringen, ohne dass die restliche Gruppe umdrehen muss. Die Wanderung beginnt gleich von Anfang an im Schnee und wir laufen im Gänsemarsch hintereinander. Das erste Stück ist noch recht flach und man gewöhnt sich an das Laufen im Schnee. Dann wird es steiler und auch anstrengender. Im Schnee muss man sich sehr auf seine Schritte konzentrieren und rutscht doch das ein oder andere Mal ab, was zusätzlich Kraft kostet. Unsere Guides haben ein gutes Gespür wann die Gruppe Pausen braucht, immer nach etwa einer Stunde gehen, können wir uns setzen und verschnaufen. Bei der zweiten Pause haben wir das erste Mal den freien Blick ins Tal und der ist einfach Wahnsinn! Wir sehen meilenwert, erkennen das Städtchen Pucon, den zugehörigen See und den Nationalpark schräg dahinter. Ab diesem Zeitpunkt hat sich der Weg schon gelohnt. Doch bei jeder Pause wird der Blick noch ein bisschen weiter und schöner.
Etwa zwei Stunden vor dem Ziel wandern wir über eine Art Kuppel und plötzlich trifft uns der eiskalte Wind mit voller Wucht. Zum Glück hatte ich noch meine Daunenjacke im Gepäck und auch Tücher und Handschuhe waren von ANTÜ im Rucksack bereitgestellt. So ließ sich auch das letzte Stück meistern. Kurz vor dem Krater legten wir unsere Rucksäcke ab, schlüpfen in die wind- und wasserfesten Hosen des Touranbieters, hängten uns die Gasmasken um den Hals und gingen so das letzte Stück nach oben. Aus dem Krater kam unheimlich viel Rauch und wir mussten wegen des Schwefelgeruchs auch gleich die Masken aufsetzen. Wenn man diese Bilder dann herzeigt, sollte man unbedingt darauf achten, zu erwähnen wer auf dem Bild zu sehen ist. Sonst kann es passieren, dass die eigene Schwester fragt, wer der komische Mann mit der Maske ist.. 😉 Oben war es dann leider ein bisschen enttäuschend, denn wegen des Rauchs konnten wir nicht in den Krater sehen. Außerdem hatte es die Tage zuvor so viel geschneit, dass wir den Krater wegen des vielen Schnees auch nicht umrunden durften. Ein bisschen schade, aber der Ausblick in die andere Richtung und über das Tal war dennoch wundervoll. Außerdem ging es so zumindest schnell zum lustigsten Teil des Abenteuers: Dem Sliden! Schon beim Aufstieg konnten wir die Spurrillen sehen, die wir später nutzen sollten und so verpackten wir unsere Kamera wasserdicht (darum gibt es leider keine Bilder) und schwangen uns auf die kleinen Plastikschlitten. Das Rutschen war ein Heidenspaß! Ich gluckste während der gesamten Fahrt fröhlich vor mich hin und fühlte mich wie in Kindheitstagen, als wir den kleinen Hügel ums Eck mit den Schlitten heruntergerutscht sind. Nur ein paar Nummern größer (also nicht nur ich, sondern auch der Berg) und viel besser! Es ist ein bisschen als würde man beim Skifahren von ganz oben die Talabfahrt mit dem Schlitten machen.
Mein Fazit zur Vulkanbesteigung in Pucon: Es war definitiv anstrengend, aber alles in allem lange nicht so schlimm wie erwartet und einfach jeden Schritt wert. Wer ein bisschen mehr Glück hat mit dem Rauch, der kann es sicher noch mehr genießen. Natürlich kann ich nur für unsere Wetterverhältnisse sprechen. Wir waren im November dort, hatten Sonnenschein und mussten keine Steigeisen für den Aufstieg tragen. Außerdem sollte man unbedingt Sonnencreme mitnehmen und sich in jeder Pause eincremen. Dabei sollte man auch die kleine Stelle zwischen Augenbrauen und Augen nicht vergessen, Sonnenbrand sieht dort echt richtig blöd aus… 😉
Wer jetzt gerade richtig Lust auf eine Wanderung im Schnee bekommen, aber nicht nach Chile reisen will dafür, dem empfehle ich diese schöne Winterwanderung am Tegernsee. Wart ihr schon auf mal auf einem Vulkan und konntet vielleicht mehr sehen als wir? Und hattet ihr schon eine Wandertour, vor der ihr etwas Angst hattet, die ihr aber dann doch gut bewältigt habt?
Habt einen guten Start ins Wochenende!
Alexa
oh mein Gott, das ist Eigenleistung gegen Füße mit viel Freude!!!!!!!